Alle Neune! Bücher mit besonderer Bedeutung, Teil 3

Alle Neune! Finale: Best-Of

Beim Ausdenken dieser Kategorie habe ich mich verzockt. “Ach, dir fällt schon was ein.” , sagte ich mir. Pustekuchen: Seit mehr als zwei Wochen drücke ich mich davor, den dritten Teil dieser Serie zu verfassen. Warum? Nun ja, durch das (selbst gewählte…) Motto „Best-Of“ kann man sich als Buch-Blogger schon mal unter Druck gesetzt fühlen.

Selber schuld. Deswegen ist es heute auch vorbei mit dem ewigen Sich-Winden und Drücken. Hier kommen Sie, die drei besten Bücher des gesamten Universums! Nein, so einfach ist es dann doch wieder nicht. Bei all den Büchern, die ich über die Jahre so gelesen habe, sind mir immer wieder Perlen über den Weg gelaufen.

Deswegen hier eine kleine Gebrauchsanweisung für den letzten Teil: Es handelt sich im Folgenden um Bücher, die mir ganz spontan eingefallen sind, als ich mich nach den drei besten Büchern gefragt habe. Spontan heißt, völlig assoziativ. Und ich weigere mich, weiter darüber nachzudenken, weil dieser Blogpost dann nie online gehen würde. Also, holt euch einen Tee. Weiter geht es nach dem Break.

 Schloss Gripsholm – Kurt Tucholsky

Nummer eins wäre da „Schloss Gripsholm“ von einem weisen und furchtbar humorvollen Schriftsteller namens Kurt Tucholsky. Schloss Gripsholm ist auf den ersten Blick eine heitere Geschichte um einen Sommerurlaub. Die Geschichte wurde 1931 veröffentlicht und spielt auch in dieser Zeit. Protagonisten sind ein männlicher ich-Erzähler und dessen Freundin Lydia. „Die Prinzessin“ und ihr Freund fahren von Berlin nach Schweden in das Schloss Gripsholm und verbringen dort drei unbeschwerte Wochen. In episodenhaften Erzählungen schafft Tucholsky eine Stimmung gemischt aus Sommergefühlen, Verliebtheit und gleichzeitig einer subtilen Melancholie. Diese ist der permanenten Einsicht geschuldet, dass das Paar zwar in den Urlaubswochen sehr glücklich ist, auf lange Sicht aber keine Zukunft für sich sieht. Außerdem wisst ihr ja alle, in welcher Situation sich Deutschland zu dieser Zeit befand.

Einen dramatischen Touch bringt die Episode rund um ein nahegelegenes Kinderheim, in dem die Kinder einer sadistischen Herbergsmutter ausgeliefert sind. Natürlich können die beiden sich da nicht heraushalten.

Es ist so: Tucholsky ist einfach so sprachgewaltig (ein Wort, das ihm missfallen hätte), dass es keiner großen Dramatik bedarf. Die Geschichte ist so voller Stimmung und Wortwitz, die Charaktere sind großartig. Was will man mehr.

 Herr Lehmann – Sven Regener

Buch Nummer zwei ist der gute alte „Herr Lehmann“. Ein Buch, das mich vor allem in Verbindung mit dem Film mit Christian Ulmen begeistert hat. Ich habe das Buch gelesen, bevor ich den Film gesehen habe. Und direkt danach noch einmal. Herr Lehmann ist so ein charmanter Erfolgsverweigerer, der jede Autorität (oder solche, die sich dafür halten) mit einem Achselzucken in den Wahnsinn treibt. Der Wahlberliner nimmt als selbstverständlich hin, was für uns Leser mit etwas zeitlichem Abstand gleichzeitig skurril und merkwürdigerweise bekannt wirkt. Da sind Berliner Originale (Busfahrer!), schrullige Charaktere in Kreuzberger Kneipen. In ihrem West-Berliner Kiez festgewachsene junge Menschen, die vom Fall der Mauer wirklich kalt erwischt werden und nicht zuletzt der Hund. Wenn ich mal wieder über die verrückte Großstadt, in der ich lebe, köstlich lachen möchte, greife ich zu diesem Buch.

 Looking for Alaska – John Greene

Buch Nummer drei ist, wie immer das schwerste. Ich möchte wenigstens ein Buch aus dem englischen Sprachraum auswählen. Schließlich lese ich den Großteil meiner Lektüre auch auf Englisch. Damit dieser Blogpost jemals fertig wird, entscheide ich mich nicht für die Klassiker „The Great Gatsby“ und auch nicht für „On the Road“, sondern für etwas Aktuelleres: John Greenes „Looking for Alaska“.

Es ist ein Buch mit tollen Charakteren, und bewegenden Geschichten, die nur das Erwachsenwerden schreiben kann. Es handelt sich bei diesem Buch um eine nicht ganz alltägliche Internatsgeschichte. Miles ist auf seiner jetzigen Schule nicht sehr beliebt und entschließt sich, seine letzten Highschool-Jahre auf einem Internat in Alabama zu verbringen. Hier lernt er neben dem Colonel und anderen Freunden das Mädchen Alaska kennen und – wie sollte es anders sein – ist ihr vom ersten Tag an verfallen. Alaska ist smart, interessant und gebildet und vor allem völlig undurchsichtig.

Das schöne an dem Buch ist, dass die Zusammenfassung bis hier hin wie eine typische Highschool-Romanze klingt. Dabei bleibt es natürlich nicht. Wer sich aber an seine eigene Schulzeit in diesem Alter erinnert, dem wird schnell klar, dass das immer nur ein Teil der Wahrheit war. Eitel Sonnenschein? Gehörte klar zur jungendlichen Unbeschwertheit dazu, war aber ganz bestimmt nicht an jedem Tag an der Tagesordnung. Auch in diesem jungen Alter hat jeder sein Bündel zu tragen und meistens wirkt es in dieser Phase besonders schwer. John Greene fasst diese Stimmung sensibel und vor allem realistisch zusammen und schreibt eine Geschichte, die wirklich an die Nieren geht. Ein tolles Buch, zu dem ich gar nicht mehr sagen möchte.

 War’s das jetzt?

So, das waren sie, die drei besten der besten. Was sind eure All-time-Favourites im Bücherregal? Habt ihr überhaupt welche, oder wechseln sie, wie bei mir, alle paar Jahre? Schloss Gripsholm ist nun schon eine Weile dabei. Die anderen beiden sind mir relativ beliebig in den Kopf geschossen. Ich werde den letzten Teil dieser Rubrik bei Gelegenheit up-daten, wenn mir mal wieder ein besonders tolles Buch in die Hände fällt. Habt einen schönen Sonntag!

2 Antworten auf „Alle Neune! Bücher mit besonderer Bedeutung, Teil 3“

  1. Hey!
    Ganz spontan schossen mir folgende Bücher durch den Kopf:
    * Eine Frau erlebt die Polarnacht – Christiane Ritter (ja, ich weiß, ich nerve damit, aber das ist IMMER das erste Buch, welches mir bei einer solchen Frage einfällt)
    * Märchenmond – Wolfgang und Heike Hohlbein (ich liebe dieses Buch; die Figuren, der Schreibstil, einfach alles lässt mich in eine andere Welt eintauchen und alles um mich herum vergessen)
    * Bleib bei uns, Beate! – Berte Bratt (ich weiß, die Rolle der Frau, wie Berte Bratt sie beschreibt passt nicht mehr in unsere heutige Zeit; mir völlig egal!!!! Ich liebe Beate, ich liebe die Zwillinge Sonja und Senta, ich liebe Dr. Rywig und ich liebe diese ganze wunderbare ans Herz gehende Geschichte)
    LG
    Yvonne

    1. Hey! Danke für deinen Kommentar! Da du ja so beharrlich auf “Eine Frau erlebt die Polarnacht” bestehst, werde ich es mir bei Gelegenheit mal anschauen. Am besten im Winter. Wobei, bei den momentanen Temperaturen…

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